Jugendberatung

von Barbara Westphalen-Trebesch

Die Adoleszenz: was ist das eigentlich? Das fragen sich Heranwachsende, Eltern, Lehrerinnen und Psychotherapeutinnen häufig. In unserer Erziehungsberatung im HeinrichMeng-Institut nehmen wir uns dieser Problematik, die mit dem Heranreifen einer neuen Generation im Zusammenhang steht, in vielfältiger Weise an.

Häufig melden sich Familien an, die entweder selbst oder durch Hinweise von Lehrerinnen oder Ärztinnen bemerken, daß etwas mit ihren heranwachsenden Kindern nicht stimmt. Es kommt auch vor, daß sich die Jugendlichen ohne Wissen ihrer Eltern an uns wenden, damit wir gemeinsam überlegen können, wo es Schwierigkeiten gibt. Auch junge Erwachsene bis 27 Jahre können sich bei uns Rat holen. Oftmals führen wir klärende Gespräche mit der/dem Jugendlichen, ihren/seinen Eltern und den Geschwistern, weil die Probleme häufig komplex sind.

Die Jugendlichen werden in ihrem Alltag mit Tatsachen konfrontiert. die für sie häufig schwer verständlich oder schwer zu bewältigen sind: Die Ablösung von der Familie, die Berufsfindung und die Sexualität sind die zentralen Themen, mit denen sie sich beschäftigen.

Häufig fängt es in der Familie mit Krisen zwischen den Heranwachsenden und den Eltern an. Die Werte und Normen der Erwachsenen werden plötzlich nicht mehr akzeptiert. Der Ärger zwischen den Generationen schaukelt sich hoch, wenn es zum Beispiel darum geht, wann die Tochter abends nach der Disco zu Hause oder wie ordentlich das Jugendlichenzimmer sein soll. Was ist normal für den Jugendlichen und wie tolerant können die Eltern sein, und umgekehrt? Wie kann man gegenseitiges Verständnis aufbringen für die Ideen der Jugendlichen und die Erfahrungen der reiferen Generation?

Das Thema Sexualität ruft viele Ängste bei dbringen bei beiden Geschlechtern vieleen heranwachsenden Mädchen und Jungen hervor. Die beginnenden körperlichen Veränderungen bringen viele Unsicherheiten mit sich. Gehäuft leiden die Mädchen unter Gewichtsproblem en, weil sie sich mit dem weiblichen Körper so schwer anfreunden können. Diäten und seelische Konflikte können zu Essstörungen wie Magersucht und Bulimie (Ess-Brechstörung) führen.

Die Identitätsfindung nimmt in den beratenden Gesprächen mit den Jugendlichen einen breiten Raum ein. Des öfteren stellen sie sich die Frage: wer oder was bin ich? Bin ich vielleicht homosexuell oder lesbisch? Wie geht eine Geschlechtsumwandlung? Ängste werden in den Gesprächen artikuliert, z.B. wie verhalte ich mich gegenüber dem anderen Geschlecht? Bin ich cool oder möchte ich geliebt werden? Wie kann ich mich vor Schwangerschaft oder Aids schützen und wie kleide ich meine Ängste in Worte gegenüber meiner Freundin oder meinem Freund?

Die Sorge um die Zukunft steht bei vielen Adoleszenten im Vordergrund. Welchen Beruf kann ein Jugendlicher anstreben? Wo liegen seine Stärken, Interessen und Veranlagungen? Auch hier können die Fachkräfte der Beratungsstelle gemeinsam mit der/dem Jugendlichen herausfinden, wer, wo und wie Orientierung und finanzielle Unterstützung zur Berufsfindung geben kann. Wie können die Eltern behilflich sein, und wo erscheint es sinnvoller, daß die/der Jugendliche seine Angelegenheiten selbständig regeln kann?

Die Suchtproblematik ist ebenfalls ein Thema, m it dem sich die Jugendlichen auseinandersetzen, sei es, dass es um Alkohol, Drogen oder auch exzessiven Fernsehkonsum geht. Wie können Heranwachsende lernen, damit sorgsam umzugehen? Wie können sie ihre Langeweile umsetzen in aktiveres Gestalten ihrer Freizeit, oder mehr Selbstbewußtsein erlangen?

Eine 14jährige Jugendliche sagte einmal zu Beginn einer Beratung: "Seit einiger Zeit finde ich, daß alles immer komplizierter wird, alles ist kompliziert, ich bin auch kompliziert" Dies zeigt, wie unsicher das
Mädchen wurde, als es zu merken begann, dass seine Kindheit vorbei ist und das Erwachsenwerden es ängstigte.